Klaus Kinski (1926 - 1991) war ein deutscher Schauspieler und Regisseur. Er ist der Vater von Pola, Nastassja und Nikolai Kinski.
Kinski war auf die Darstellung psychopathischer und getriebener Figuren spezialisiert und zählte in diesem Rollenfach auch international zu den gefragtesten Filmschauspielern. Als künstlerisch herausragend gilt seine jahrelange Zusammenarbeit mit dem deutschen Regisseur Werner Herzog. International bekannt war Klaus Kinski zuvor durch Rollen in Edgar-Wallace-Filmen und Italowestern geworden.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Klaus Günter Karl Nakszynski wurde am 18. Oktober 1926 als Sohn deutscher Staatsangehöriger in Zoppot, Freie Stadt Danzig (heute Sopot, Polen), geboren. Sein Vater, Bruno Nakszynski, war ein gescheiterter Opernsänger, der zum Apotheker wurde; seine Mutter, Susanne (geb. Lutze), war Krankenschwester und die Tochter eines örtlichen Pfarrers. Klaus hatte 3 ältere Geschwister: Inge, Arne und Hans-Joachim.
Aufgrund der Weltwirtschaftskrise konnte die Familie ihren Lebensunterhalt in Danzig nicht bestreiten und zog 1931 nach Berlin, wo sie sich ebenfalls durchschlagen musste. Sie nahmen die deutsche Staatsbürgerschaft an. 1936 besuchte Kinski das Prinz-Heinrich-Gymnasium in Schöneberg.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Kinski im Alter von 17 Jahren 1943 zur Wehrmacht eingezogen und diente bei der Luftwaffe als Fallschirmjäger. Er kam erst im Winter 1944 zum Einsatz, als seine Einheit in die Niederlande verlegt wurde. Bereits am zweiten Kampftag geriet er in britische Gefangenschaft.
Karriere
Theater
Ab 1946 wirkte Kinski, obwohl er nicht klassisch ausgebildet war, als Schauspieler an prominenten Berliner Bühnen, zunächst an dem von Boleslaw Barlog geleiteten Schlosspark Theater. Als er einmal vor Wut die Scheiben des Theaters einschlug, wurde er von Barlog entlassen. Arbeitslos geworden, besuchte Kinski kurz die Schauspielschule von Marlise Ludwig, wo er unter anderem mit Harald Juhnke Szenen aus William Shakespeares Romeo und Julia einstudierte.
Im März 1956 gab er ein einziges Gastspiel am Wiener Burgtheater in Goethes Torquato Tasso. Obwohl er von seinen Kollegen, darunter Judith Holzmeister, respektiert und vom Publikum bejubelt wird, erhält Kinski keinen festen Vertrag. Die Direktion des Burgtheaters wurde auf die früheren Schwierigkeiten des Schauspielers in Deutschland aufmerksam.
Arbeitslos in Wien lebend, erfand sich Kinski als Monologe und Vortragskünstler neu: Er trug Prosa und Lyrik u. a. von François Villon, William Shakespeare und Oscar Wilde vor. Er etablierte sich als Schauspieler und tourte mit seinen Shows durch Österreich, Deutschland und die Schweiz.
Kinskis Rezitationen, beispielsweise aus Werken von Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller und Brecht, wurden auf über 25 Sprechplatten eingespielt.
Film
Kinskis erste Filmrolle war eine kleine Rolle in dem Film "Morituri" (1948). Durch die deutschen Edgar-Wallace-Verfilmungen wurde Kinski dem Kino-Publikum und damit der breiten Öffentlichkeit bekannt.
In den 1960er und 1970er Jahren wirkte er in verschiedenen europäischen Exploitation-Filmen mit, aber auch in bekannteren Werken wie "Doktor Schiwago" (1965), in dem er in einer Nebenrolle als anarchistischer Gefangener auf dem Weg in den Gulag zu sehen ist.
Ende der 1960er Jahre zog er nach Italien und spielte in zahlreichen Spaghetti-Western mit: "Für ein paar Dollar mehr" (1965), "Leichen pflastern seinen Weg" (1968) u.a.
Kinskis Zusammenarbeit mit dem Regisseur Werner Herzog brachte ihm internationale Anerkennung ein. Sie drehten fünf Filme zusammen: "Aguirre: Der Zorn Gottes" (1972), "Woyzeck" (1978), "Nosferatu – Phantom der Nacht" (1979), "Fitzcarraldo" (1982) und "Cobra Verde" (1987).
1980 lehnte Kinski die Rolle des Hauptbösewichts Major Arnold Toht in "Jäger des verlorenen Schatzes" ab und sagte dem Regisseur Steven Spielberg: "Das Drehbuch ist ein gähnend langweiliger Haufen Scheiße" und "schwachsinnig beschissen".
Sein letzter Film (bei dem er das Drehbuch schrieb und Regie führte) war "Kinski Paganini" (1989), in dem er den legendären Geiger Niccolò Paganini spielte.
Privates
Kinski war dreimal verheiratet. Seine erste Frau, die Sängerin Gislinde Kühlbeck, heiratete er 1952. Das Paar hatte eine Tochter, Pola Kinski. Sie ließen sich 1955 scheiden.
Fünf Jahre später heiratete er die Schauspielerin Ruth Brigitte Tocki. Sie ließen sich 1971 scheiden. Ihre Tochter Nastassja Kinski wurde im Januar 1961 geboren.
1971 heiratete er seine dritte und letzte Frau, das Model Minhoi Geneviève Loanic. 1976 wurde ihr Sohn Nikolai Kinski geboren. Sie ließen sich 1979 scheiden.
1975 veröffentlichte Kinski seine Autobiografie "Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund". Das Buch erzürnte viele und veranlasste seine zweite Tochter Nastassja Kinski, eine Verleumdungsklage gegen ihn einzureichen, die sie später zurückzog. Kinskis ältere Tochter Pola spielte mit dem Originaltitel der Memoiren ihres Vaters, als sie ihre eigene Autobiografie "Kindermund" (2013) veröffentlichte.
Kinski starb am 23. November 1991 im Alter von 65 Jahren in seinem Anwesen in Lagunitas (Kalifornien) an einem Herzproblem. Seinem Wunsch gemäß wurde sein Leichnam verbrannt und seine Asche bei San Francisco in den Pazifik gestreut. Von seinen drei Kindern nahm nur sein Sohn Nikolai an der Beerdigung teil.
Filmografie
- 1948: Morituri
- 1951: Entscheidung vor Morgengrauen (Decision Before Dawn) ungenannt
- 1954: Angst
- 1954: Ludwig II.
- 1955: Kinder, Mütter und ein General
- 1955: Um Thron und Liebe
- 1955: Hanussen
- 1956: Waldwinter
- 1956: Geliebte Corinna
- 1958: Zeit zu leben und Zeit zu sterben (A Time to Love and a Time to Die)
- 1960: Der Rächer
- 1960: Verrat auf Befehl (The Counterfeit Traitor)
- 1961: Die toten Augen von London
- 1961: Bankraub in der Rue Latour
- 1961: Das Geheimnis der gelben Narzissen
- 1961: Die seltsame Gräfin
- 1962: Das Rätsel der roten Orchidee
- 1962: Die Tür mit den sieben Schlössern
- 1962: Der rote Rausch
- 1962: Das Gasthaus an der Themse
- 1963: Der Zinker
- 1963: Die schwarze Kobra
- 1963: Der schwarze Abt
- 1963: Das indische Tuch
- 1963: Scotland Yard jagt Dr. Mabuse
- 1963: Kali Yug: Die Göttin der Rache (Kali Yug, la dea della vendetta)
- 1963: Kali Yug, 2. Teil: Aufruhr in Indien (Il mistero del tempio indiano)
- 1963: Das Geheimnis der schwarzen Witwe
- 1963: Piccadilly null Uhr zwölf
- 1963: Der letzte Ritt nach Santa Cruz
- 1964: Wartezimmer zum Jenseits
- 1964: Die Gruft mit dem Rätselschloß
- 1964: Winnetou 2. Teil
- 1964: Das Geheimnis der chinesischen Nelke
- 1964: Das Verrätertor
- 1965: Unser Mann aus Istanbul (Operación Estambul )
- 1965: Die Goldpuppen (The Pleasure Girls)
- 1965: Neues vom Hexer
- 1965: Spione unter sich (Guerre secrète)
- 1965: Für ein paar Dollar mehr (Per qualche dollaro in più)
- 1965: Doktor Schiwago (Doctor Zhivago)
- 1966: Das Rätsel des silbernen Dreieck (Circus of Fear)
- 1966: Marrakesch (Our Man in Marrakesh)
- 1966: Wie tötet man eine Dame? (Das Geheimnis der gelben Mönche)
- 1966: Gern hab’ ich die Frauen gekillt
- 1966: Töte Amigo (Quien sabe?)
- 1966: Sumuru – Die Tochter des Satans (The Million Eyes of Sumuru)
- 1967: Die Pagode zum fünften Schrecken (Five Golden Dragons)
- 1967: Die blaue Hand
- 1967: Top Job – Diamantenraub in Rio (Ad ogni costo)
- 1967: Mit Django kam der Tod (L’uomo, l’orgoglio, la vendetta)
- 1967: Das Gold von Sam Cooper (Ognuno per sé)
- 1968: Der Teufelsgarten (Coplan sauve sa peau)
- 1968: Mister zehn Prozent – Miezen und Moneten
- 1968: Sartana – Bete um Deinen Tod (…Se incontri Sartana prega per la tua morte)
- 1968: 2 × Judas (Due volte Giuda)
- 1968: A qualsiasi prezzo
- 1968: Der Bastard (I bastardi)
- 1968: Leichen pflastern seinen Weg (Il grande silenzio)
- 1968: Todeskommando Panthersprung (Cinque per l’inferno)
- 1969: Marquis de Sade: Justine
- 1969: Paroxismus
- 1969: Das Gesicht im Dunkeln (A doppia faccia)
- 1969: Quintero – Das As der Unterwelt (La legge dei gangsters)
- 1969: Die Leoparden kommen (Il dito nella piaga)
- 1969: Sartana – Töten war sein täglich Brot (Sono Sartana, il vostro becchino)
- 1969: Der Mann mit der Torpedohaut (La Peau de torpédo)
- 1970: Wie kommt ein so reizendes Mädchen zu diesem Gewerbe?
- 1970: Nachts, wenn Dracula erwacht (El conde Dracula)
- 1970: Spezialkommando Wildgänse (Appuntamento col disonore)
- 1970: Churchills Leoparden (I leopardi di Churchill)
- 1970: Die Bestie (La belva)
- 1970: Adios Companeros (Giù la testa… hombre)
- 1970: Das Schloss der blauen Vögel (La bestia uccide a sangue freddo)
- 1970: Satan der Rache (E dio disse a Caino)
- 1971: Der Mörder des Klans (Prega il morto e ammazza il vivo)
- 1971: Drei Amen für den Satan (La vendetta è un piatto che si serve freddo)
- 1971: Dracula im Schloß des Schreckens (Nella stretta morsa del ragno)
- 1971: 1000 Dollar Kopfgeld (Il venditore di morte)
- 1971: Das Auge der Spinne (L’occhio del ragno)
- 1971: Black Killer (Black Killer)
- 1971: Lo chiamavano King
- 1971: Für einen Sarg voller Dollars (Per una bara piena di dollari)
- 1972: Ein Einsamer kehrt zurück (El retorno di Clint el solitario)
- 1972: Aguirre, der Zorn Gottes
- 1973: Die Mörderbestien (La morte sorriso all’assassino)
- 1973: Die gnadenlose Hand des Gesetzes (La mano spietata della legge)
- 1973: Der Mann mit der Kugelpeitsche (Il mio nome è Shanghai Joe)
- 1973: Le amanti del mostro
- 1973: La mano che nutre la morte
- 1973: Eroi all’inferno
- 1974: Zwei durch dick und dünn (Che botte, ragazzi!)
- 1974: Spuren auf dem Mond (Le orme)
- 1974: Geheimnis des Lebens (Lifespan)
- 1975: Nachtblende (L’important c’est d’aimer)
- 1975: Nobody ist der Größte (Un genio, due compari, un pollo)
- 1975: Das Netz
- 1976: Die Nacht aus Gold (Nuit d’or)
- 1976: Jack the Ripper – Der Dirnenmörder von London
- 1976: Madame Claude und ihre Gazellen (Madame Claude)
- 1977: Operation Thunderbolt (Mivtsa Yonatan)
- 1977: Der Fall Serrano (Mort d’un pourri)
- 1977: L’œuf de Colomb (mittellanger Experimentalfilm)
- 1977: Zoo zéro
- 1978: Roland (La Chanson de Roland)
- 1979: Nosferatu – Phantom der Nacht
- 1979: Woyzeck
- 1979: Killer Truck (Haine)
- 1980: Stumme Liebe (La Femme enfant)
- 1980: Schizoid
- 1981: Die Früchte der Leidenschaft (Les Fruits de la passion)
- 1981: Buddy Buddy (Buddy Buddy)
- 1981: Die schwarze Mamba (Venom)
- 1981: Geld oder Liebe (Love and Money)
- 1981: Der Söldner (The Soldier)
- 1982: Fitzcarraldo
- 1982: Der Android (Android)
- 1984: Geheimcode: Wildgänse
- 1984: Die Libelle (The Little Drummer Girl)
- 1984: Creature (Titan Find)
- 1985: Kommando Leopard
- 1985: Star Knight – Der Herr der Sterne (El caballero del dragón)
- 1986: Diamant des Grauens (Revenge of the Stolen Stars)
- 1986: Killerhaus (Crawlspace)
- 1987: Cobra Verde
- 1987: Nosferatu in Venedig (Nosferatu à Venezia)
- 1987: Die Zeitfalle (Timestalkers)
- 1988: I grandi cacciatori
- 1989: Kinski Paganini (Paganini)
- 2008: Jesus Christus Erlöser
Auszeichnungen
- Das Filmband in Gold 1979 (sein einziger deutscher Filmpreis) für seine darstellerische Leistung in "Nosferatu: Phantom der Nacht". Für dieselbe Rolle erhielt er auch einen Darstellerpreis beim Filmfestival von Cartagena.
- Im Jahr 1986 wurde er zum Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres ernannt. Dieser Orden ist eine der höchsten Ehrungen Frankreichs für einen ausländischen Künstler.
- Im Jahr 2011 wurde er mit einem Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin geehrt.
Literatur
- Hanns-Joachim Starczewski: Kinski. Starczewski-Verlag, München.
- Jean-Marie Sabatier: Kinski. Rogner & Bernhard, München 1979.
- Hilmar Hoffmann, Walter Schobert (Hrsg.): Ich, Kinski. Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-88799-063-3.
- Peter Reichelt, Ina Brockmann (Hrsg.): Klaus Kinski – Ich bin so wie ich bin. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2001, ISBN 3-423-30840-0.
- Christian David: Kinski. Die Biografie. Aufbau, Berlin 2008, ISBN 978-3-7466-2434-1.
- Peter Geyer: Klaus Kinski – Leben, Werk, Wirkung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-518-18220-X.
- Peter Geyer, Oliver A. Krimmel: Kinski. Vermächtnis, Autobiographisches, Erzählungen, Briefe, Photographien, Zeichnungen, Listen, Privates. Edel Germany, Hamburg 2011, ISBN 978-3-8419-0100-2.
- Beat Presser: Kinski: fotografiert von Beat Presser. Moser, München 2011, ISBN 978-3-9814177-1-5.