Gert Fröbe (1913 - 1988) war einer der bedeutendsten deutschen Charakterdarsteller des 20. Jahrhunderts. Berühmtheit erlangte der Schauspieler in der Rolle des Kindermörders in dem Krimiklassiker "Es geschah am hellichten Tag" (1958) und als Bösewicht Auric Goldfinger im Film "James Bond 007 – Goldfinger" (1964).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Karl Gerhart „Gert“ Fröbe wurde am 25. Februar 1913 in Oberplanitz, einem heutigen Stadtteil von Zwickau, geboren. Er der Sohn des alkoholkranken Seilermeisters, Lederhändlers und Schusters Otto Johannes Fröbe (1886–1947) und dessen Frau Helene Alma (1884–1972), geb. Sagewitz, die Schneiderin war.
Er trat 1929 im Alter von 16 Jahren in die NSDAP ein und verließ sie 1937. Nachdem seine Parteizugehörigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt wurde, verbot Israel Fröbes Filme, bis Mario Blumenau, ein jüdischer Überlebender, nur 8 Wochen später enthüllte, dass sein Leben und das seiner Mutter wahrscheinlich gerettet wurde, als Fröbe sie vor den Nazis versteckte.
Karriere
Ursprünglich wollte er Geiger werden, und wurde wegen seines rötlichen Haarschimmers als "Dor rode Geicher von Zwigge " (Der rote Geiger von Zwickau) bekannt. Dabei entdeckte er sein schauspielerisches Talent. Von 1933 bis 1935 absolvierte er eine Ausbildung zum Theatermaler an der Sächsischen Staatsoper Dresden. Anschließend nahm er Schauspielunterricht und erhielt bald darauf Statisten- und Nebenrollen. Sein Lehrer Erich Ponto war es, der sein komödiantisches Talent erkannte.
Im September 1944 wurden die Theater im Rahmen des „totalen Krieges“ in Deutschland geschlossen und Fröbe wurde zur Wehrmacht eingezogen, wo er bis Kriegsende diente.
Nach einem Engagement am Deutschen Volkstheater in Wien unter Walter Bruno Iltz wurde in der Rolle des „Otto Normalverbrauchers“ in dem Film "Berliner Ballade" (1948) bekannt.
Nach fast 40 deutschsprachigen Filmen spielte Gert Fröbe – neben Heinz Rühmann – in "Es geschah am hellichten Tag" (1958) nach einer Drehbuchvorlage von Friedrich Dürrenmatt einen Kindermörder. Dieser Film avancierte zu einem Klassiker, in der Rolle des psychisch gestörten Mörders Schrott erlangte Fröbe nachhaltige Berühmtheit.
Seine Darstellung beeindruckte auch die englischen Produzenten der James-Bond-Filme, die den Schauspieler für den dritten Bond-Film "James Bond 007 – Goldfinger" (1964) unter Vertrag nahmen (der Spionagefilm wird heute häufig als bester James-Bond-Film aller Zeiten eingestuft). Für die Rolle von Bonds Gegenspieler war zunächst Orson Welles vorgesehen, doch der stellte zu hohe Gagenforderungen. Fröbe spielte den titelgebenden Schurken Auric Goldfinger, einen genial-bösartigen Größenwahnsinnigen.
Bekanntes Zitat:
James Bond: "Erwarten Sie von mir, dass ich rede?"
Goldfinger: "Nein, Mr. Bond - ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben!"
Der Erfolg des Films machte Fröbe weltweit bekannt und verschaffte ihm zahlreiche Rollen in internationalen Kinoproduktionen.
Fröbe wurde bei der Bond-Produktion, aufgrund seines starken deutschen Akzents, in der Originalfassung von dem englischen Schauspieler Michael Collins synchronisiert wurde.
In seinem nächsten Film, "Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten" (1965), war Fröbes Originalstimme auch auf Englisch zu hören.
Seine letzte Fernsehrolle hatte Fröbe in der ZDF-Fernsehserie Die Schwarzwaldklinik. Die Folge „Hochzeit mit Hindernissen“, in der er mitwirkte, wurde erst nach seinem Tod, am 25. März 1989, ausgestrahlt.
Fröbe beherrschte ein umfangreiches Rollenspektrum, vom schwergewichtigen Komiker bis zum differenzierten Charakterdarsteller. Trotz seines korpulenten Körperbaus war er in der Lage, durch Haltung, Bewegung und Mimik differenzierte Charakterstudien zu erstellen.
Er war darüber hinaus ein herausragender Rezitator und setzte auf seinen Rezitations-Tourneen die Werke von Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Erich Kästner nicht nur verbal, sondern auch mimisch und gestisch in Szene.
Privates
Gert Fröbe war insgesamt fünfmal verheiratet. Aus seiner ersten Ehe mit Clara Peter stammte sein leiblicher Sohn Utz (1940–2014).
Von 1953 bis 1959 war Fröbe mit der Filmkritikerin Hannelore Görtz verheiratet. Seine dritte Ehefrau, die Schauspielerin und Sängerin Tatjana Iwanow, brachte ihren Sohn Andreas Seyferth mit in die Ehe, den Fröbe adoptierte.
Mit der RIAS-Journalistin Beate Bach war er von 1962 bis zu ihrem Tod 1968 verheiratet. 1970 ehelichte Fröbe Karin Pistorius, deren Tochter Beate ebenfalls von ihm adoptiert wurde. Anfang der 70er-Jahre zahlte Gert Fröbe Utz Fröbe und Andreas Seyferth mit jeweils 25 000 Mark aus. Beide Söhne sah er danach nur noch sporadisch.
Nach jahrelanger Erkrankung an einem Mundhöhlenkarzinom, von dem er wieder genesen schien, starb Gert Fröbe unerwartet 1988 nach einem Rezitationsabend infolge eines Herzinfarkts, den er am Morgen seines letzten Auftritts erlitten hatte. Er wurde auf dem Waldfriedhof in Icking beigesetzt.
Filmografie
Kino- 1948: Berliner Ballade
- 1949: Nach Regen scheint Sonne
- 1950: Die Kreuzlschreiber
- 1951: Entscheidung vor Morgengrauen (Decision Before Dawn)
- 1952: Der Tag vor der Hochzeit
- 1953: Ein Mann auf dem Drahtseil (Man on a Tightrope)
- 1953: Salto Mortale
- 1953: Die vertagte Hochzeitsnacht
- 1953: Ein Herz spielt falsch
- 1953: Arlette erobert Paris
- 1953: Hochzeit auf Reisen
- 1953: Die kleine Stadt will schlafen gehn
- 1954: Morgengrauen
- 1954: Das Kreuz am Jägerstein
- 1954: Mannequins für Rio
- 1954: Das zweite Leben
- 1954: Ewiger Walzer
- 1955: Herr Satan persönlich (Mr. Arkadin)
- 1955: Vom Himmel gefallen (Special Delivery)
- 1955: Der dunkle Stern
- 1955: Ich weiß, wofür ich lebe
- 1955: Die Helden sind müde
- 1955: Das Forsthaus in Tirol
- 1956: Ein Mädchen aus Flandern
- 1956: Ein Herz schlägt für Erika
- 1956: Waldwinter
- 1956: Robinson soll nicht sterben
- 1957: Der Mann, der sterben muß (Celui qui doit mourir)
- 1957: Taifun über Nagasaki (Typhon sur Nagasaki)
- 1957: Der tolle Bomberg
- 1957: Das Herz von St. Pauli
- 1957: Polizeiaktion Dynamit (Échec au porteur)
- 1957: Kavaliere (Komödie, als Edmond)
- 1958: Grabenplatz 17
- 1958: Das Mädchen Rosemarie
- 1958: Wolgaschiffer (I battelieri del Volga)
- 1958: Nasser Asphalt
- 1958: Der Pauker
- 1958: Es geschah am hellichten Tag
- 1958: Das Mädchen mit den Katzenaugen
- 1958: Kavaliere (Charmants garçons)
- 1958: Nick Knattertons Abenteuer
- 1959: Jons und Erdme
- 1959: Menschen im Hotel
- 1959: Am Tag, als der Regen kam
- 1959: Und ewig singen die Wälder
- 1959: Der Schatz vom Toplitzsee
- 1959: Alt Heidelberg
- 1959: Ihr Verbrechen war Liebe
- 1960: Das Erbe von Björndal
- 1960: Das kunstseidene Mädchen
- 1960: Soldatensender Calais
- 1960: Die 1000 Augen des Dr. Mabuse
- 1960: Bis dass das Geld Euch scheidet …
- 1960: Die Nacht der Liebenden (Le bois des amants)
- 1960: Der Gauner und der liebe Gott
- 1961: Der grüne Bogenschütze
- 1961: Im Stahlnetz des Dr. Mabuse
- 1961: Via Mala
- 1961: Auf Wiedersehen
- 1962: Der längste Tag (The Longest Day)
- 1962: Die Rote
- 1962: Das Testament des Dr. Mabuse
- 1963: Der Mörder (Le meurtrier)
- 1963: Heute kündigt mir mein Mann
- 1963: Die Dreigroschenoper
- 1963: Heißes Pflaster (Peau de banane)
- 1964: 100.000 Dollar in der Sonne (Centomila dollari al sole)
- 1964: Tonio Kröger
- 1964: Der Boss hat sich was ausgedacht (Echappement libre)
- 1964: James Bond 007 – Goldfinger
- 1965: Sturm über Jamaika (A High Wind in Jamaica)
- 1965: Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten (Those Magnificent Men in Their Flying Machines …)
- 1965: Das Liebeskarussell
- 1966: Rififi in Paris (Du rififi à Paname)
- 1966: Ganovenehre
- 1966: Brennt Paris? (Paris brûle-t-il?)
- 1967: Spion zwischen zwei Fronten (La fantastique histoire vraie d’Eddie Chapman), (Triple Cross)
- 1967: Tolldreiste Kerle in rasselnden Raketen (Jules Verne’s Rocket to the Moon)
- 1967: Ich tötete Rasputin (J’ai tué Raspoutine)
- 1968: Caroline Chérie (Schön wie die Sünde) (Caroline chérie)
- 1968: Tschitti Tschitti Bäng Bäng (Chitty Chitty Bang Bang)
- 1969: Monte Carlo Rallye (Monte Carlo or Bust!)
- 1971: Der Millionenraub ($)
- 1972: Ludwig II.
- 1974: Der Räuber Hotzenplotz
- 1974: Ein Unbekannter rechnet ab (And Then There Were None)
- 1974: Der Mann ohne Gesicht (Nuits rouges)
- 1975: Die Öl-Piraten (Docteur Justice)
- 1975: Mein Onkel Theodor oder Wie man im Schlaf viel Geld verdient
- 1977: Das Gesetz des Clans
- 1977: Das Schlangenei
- 1977: Tod oder Freiheit
- 1978: Der Schimmelreiter
- 1978: Der Tiefstapler
- 1979: Blutspur (Bloodline)
- 1980: Der Regenschirmmörder (Le coup du parapluie)
- 1981: Der Falke
- 1973: Morgenstern am Abend
- 1974: Histoires insolites (Fernsehserie, Folge Parcelle brillante)
- 1976: Sonntagsgeschichten
- 1976: Die Schuldigen mit den sauberen Händen
- 1981: Ein sturer Bock
- 1982: Der Garten
- 1982: Der Raub der Sabinerinnen
- 1984: August der Starke
- 1984: Alte Sünden rosten nicht
- 1986: Der kleine Vampir (Fernsehserie)
- 1988: Die Schwarzwaldklinik (Fernsehserie)
- 1978: Gert Fröbe – Als wär’s heut’ gewesen, NDR
- 2015: Gert Fröbe – Der Hollywoodstar aus Zwickau. Dokumentarfilm mit Spielszenen, Deutschland, 42:27 Min., Buch und Regie: Christian Schulz, Regie der Spielszenen: Rene Pippig, Produktion: MDR, Reihe: Geschichte Mitteldeutschlands, Erstsendung: 9. August 2015 bei MDR, Inhaltsangabe von MDR.
- 2010: Gert Fröbe. Der Mann mit den tausend Gesichtern. Dokumentation, Deutschland, 43:34 Min., Buch und Regie: Michael Strauven, Produktion: CineCentrum, SWR, Reihe: Legenden, Erstsendung: 16. August 2010 im ARD, Inhaltsangabe der ARD, Besprechung: .
Auszeichnungen
- 1959: Preis der deutschen Filmkritik
- 1961: Ernst-Lubitsch-Preis
- 1961: Preis beim Festival Internacional de Cine de San Sebastián (Bester Darsteller) für Der Gauner und der liebe Gott
- 1966: Bambi
- 1967: Bambi
- 1973: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- 1976: Deutscher Kleinkunstpreis Förderpreis der Stadt Mainz
- 1976: Karl-Valentin-Orden
- 1978: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
- 1982: Bayerischer Verdienstorden
- 1983: Goldene Kamera
- 1985: Silbernes Blatt der Dramatiker-Union
Literatur
- Literatur von und über Gert Fröbe im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Michael Strauven: Jedermanns Lieblingsschurke. Gert Fröbe. Eine Biographie. Rotbuch, Berlin 2012, ISBN 978-3-86789-165-3.
- Beate Strobel: Gert Fröbe. Vom Stehgeiger zum Goldfinger. Braumüller, Wien 2012, ISBN 978-3-99100-078-5.