Christoph Waltz (* 1956) ist ein deutsch-österreichischer Schauspieler, Regisseur, Synchronsprecher.
Internationale Bekanntheit erlangte er als SS-Standartenführer Hans Landa im Film "Inglourious Basterds" (2009) und als Kopfgeldjäger Dr. King Schultz in "Django Unchained" (2012), beide unter der Regie von Quentin Tarantino.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Waltz wurde am 4. Oktober 1956 in Wien als Sohn des deutschen Bühnenbildners Johannes Waltz und der österreichischen Kostümbildnerin slowenischer Abstammung Elisabeth Urbancic geboren. Waltz stammt aus einer Theaterfamilie.
Seine Großmutter mütterlicherseits war die Burgtheater- und Stummfilmschauspielerin Maria Mayen, sein Stiefgroßvater Emmerich Reimers und sein Urgroßvater Georg Reimers waren beide Bühnenschauspieler, die auch in Stummfilmen auftraten. Waltz' Großvater mütterlicherseits, Rudolf von Urban, war ein Psychiater slowenischer Abstammung und ein Schüler von Sigmund Freud. Waltz' Vater starb, als er sieben Jahre alt war, und seine Mutter heiratete später den Komponisten und Dirigenten Alexander Steinbrecher. Steinbrecher war zuvor mit der Mutter des Regisseurs Michael Haneke verheiratet; daher hatten Waltz und Haneke denselben Stiefvater.
Waltz begeisterte sich schon als Jugendlicher für die Oper und sah seine erste Oper (Turandot (Puccini) mit Birgit Nilsson in der Titelrolle) im Alter von etwa 10 Jahren. Als Teenager besuchte Waltz zweimal pro Woche die Oper, er interessierte sich nicht für das Theater und wollte Opernsänger werden. Nach dem Abschluss des Wiener Theresianums studierte Waltz Schauspiel am renommierten Max Reinhardt Seminar.
Gleichzeitig studierte er Gesang und Oper an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, entschied aber schließlich, dass seine Stimme für eine Opernkarriere nicht gut genug war. In den späten 1970er Jahren verbrachte Waltz einige Zeit in New York City, wo er bei Lee Strasberg und Stella Adler lernte. Er studierte Drehbuchinterpretation bei Adler und schreibt seinen analytischen Ansatz ihrem Unterricht zu.
Karriere
Nach seiner Rückkehr nach Europa fand Waltz Arbeit als Bühnenschauspieler und debütierte am Schauspielhaus in Zürich, außerdem trat er in Wien, Salzburg, Köln und Hamburg auf.
In den Jahren 1980 bis 2000 wurde er ein erfolgreicher Fernsehschauspieler. Im Jahr 2000 gab er sein Regiedebüt mit der deutschen Fernsehproduktion "Wenn man sich traut.". Bevor er in Tarantinos Inglourious Basterds einem größeren Publikum bekannt wurde, hatte er 1990 in der britischen Fernsehserie "Der große Reibach" den Dr. Hans-Joachim Dorfmann gespielt. Die Serie ist eine Geschichte von Intrigen und Missetaten, die in den Büros der Europäischen Union in Brüssel spielt.
In Quentin Tarantinos Film "Inglourious Basterds" (2009) verkörperte Waltz den SS-Standartenführer Hans Landa. Klug, höflich, mehrsprachig, aber auch eigennützig, durchtrieben, unerbittlich und mörderisch - die Figur des Landa war derartig komplex, dass Tarantino befürchtete, er könnte eine Rolle geschrieben haben, die nicht spielbar ist. Waltz erhielt für die Darstellung bei den Filmfestspielen von Cannes 2009 den Preis als bester Schauspieler und wurde von Kritikern und Publikum gefeiert. Er erhielt den Oscar (2010) als bester Nebendarsteller.
Tarantino würdigte die Bedeutung von Waltz für seinen Film mit den Worten: "Ich denke, dass Landa eine der besten Figuren ist, die ich je geschrieben habe und je schreiben werde, und Christoph hat sie perfekt gespielt. Es stimmt, wenn ich nicht jemanden gefunden hätte, der so gut ist wie Christoph, hätte ich Inglourious Basterds vielleicht nicht gedreht".
Waltz spielte den Gangster Benjamin Chudnofsky in The Green Hornet (2011); im selben Jahr wirkte er in dem Drama "Wasser für die Elefanten" und Roman Polanskis "Der Gott des Gemetzels" mit.
In Tarantinos "Django Unchained" (2012) spielte er den deutschen Kopfgeldjäger King Schultz, eine Rolle, die Tarantino eigens für Waltz geschrieben hatte. Bei einem Trainingsunfall vor den Dreharbeiten verletzte sich Waltz am Becken. Seine Rolle brachte ihm erneut Anerkennung ein: Waltz gewann den Golden Globe, den BAFTA und schließlich den Oscar als bester Nebendarsteller.
Er spielte die Rolle des Walter Keane in Tim Burtons "Big Eyes" (2014) und trat als Ernst Stavro Blofeld in Spectre (2015) auf, dem 24. Film der James-Bond-Reihe. Die Rolle nahm er in "Keine Zeit zu sterben" (2021) wieder auf.
Im Juli 2016 spielte er den Hauptbösewicht Captain Leon Rom, einen korrupten belgischen Kapitän, in "Legend of Tarzan".
Privates
Waltz hat 3 Kinder mit seiner früheren Frau Jacqueline (geb. Rauch), einer Tanztherapeutin aus New York. Die beiden lebten in London und waren 17 Jahre lang verheiratet.
Waltz heiratete seine zweite Frau, die deutsche Kostümdesignerin Judith Holste, mit der er eine Tochter hat. Sie leben abwechselnd in Berlin, Wien und Los Angeles.
Waltz wurde in Wien als Sohn eines deutschen Vaters geboren, der nach seiner Geburt die deutsche Staatsbürgerschaft für ihn beantragte. Er erhielt 2010 die österreichische Staatsbürgerschaft und besitzt somit sowohl die österreichische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft, hält die Debatte um seine Staatsbürgerschaft jedoch für eine "juristische, staatsbürgerrechtliche Banalität", da sie ihn überhaupt nicht interessiere, obwohl er zuvor nicht an den österreichischen Nationalratswahlen teilnehmen konnte.
Auf die Frage, ob er sich als Wiener fühle, antwortete er: "Ich bin in Wien geboren, in Wien aufgewachsen, in Wien zur Schule gegangen, in Wien maturiert, in Wien studiert, in Wien mit der Schauspielerei begonnen - und es gäbe noch ein paar weitere Wiener Verbindungen. Wie viel österreichischer wollen Sie es denn noch?"
Filmografie
- 1977: Der Einstand
- 1979: Feuer! (Fernsehfilm)
- 1979: Parole Chicago (Fernsehserie, 13 Episoden)
- 1981: Kopfstand
- 1981: Feuer und Schwert – Die Legende von Tristan und Isolde
- 1982: Der geheimnisvolle Fremde
- 1983: Der Sandmann
- 1985: Ein Fall für zwei – Blutsbande
- 1986: Der Alte – Zwei Leben
- 1986: Lenz oder die Freiheit
- 1986: Derrick – Schonzeit für Mörder
- 1986: Roter Vogel – Regie: Dagmar Damek
- 1987: Tatort – Wunschlos tot
- 1987: Wahnfried
- 1988: Derrick – Mord inklusive
- 1989: Goldeneye – Der Mann, der James Bond war (Goldeneye, Fernsehfilm)
- 1989: Schneller als das Auge (Quicker than the eye)
- 1990: Der Alte – So gut wie tot
- 1990: Der große Reibach (The Gravy Train, Miniserie)
- 1991: Leben für Leben – Maximilian Kolbe (Życie za życie: Maksymilian Kolbe)
- 1992: 5 Zimmer, Küche, Bad
- 1993: König der letzten Tage
- 1994: Ein Anfang von Etwas
- 1994: Die Bibel – Jakob (Jacob, Fernsehfilm)
- 1994: Tag der Abrechnung – Der Amokläufer von Euskirchen
- 1995: Prinz zu entsorgen
- 1995: Man(n) sucht Frau
- 1995: Katharina die Große (Catherine the Great, Fernsehfilm)
- 1995: Die Staatsanwältin
- 1996: Der Tourist – Der Postkartenmörder
- 1996: Kommissar Rex – Der Puppenmörder
- 1996: Du bist nicht allein – Die Roy Black Story
- 1997: Faust – Villa Palermo
- 1997: Die Farbe des Lebens
- 1997: Schimanski: Blutsbrüder
- 1998: Vickys Alptraum
- 1998: Sieben Monde
- 1998: Das Finale
- 1998: Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit
- 1998: Rache für mein totes Kind
- 1998: Schock – Eine Frau in Angst
- 1998: Mörderisches Erbe – Tausch mit einer Toten
- 2000: Wenn man sich traut (A Question of Confidence), als Regisseur
- 2000: Falling Rocks
- 2000: Ein ganz gewöhnlicher Dieb – Ordinary Decent Criminal (Ordinary Decent Criminal)
- 2000: She – Herrscherin der Wüste (She)
- 2000: Queens Messenger
- 2000: Das Teufelsweib
- 2001: Terror im Orient Express (Death, Deceit & Destiny Aboard the Orient Express)
- 2001: Riekes Liebe
- 2001: Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker
- 2001: Engel sucht Flügel
- 2002: Dienstreise – Was für eine Nacht
- 2002: Weihnachtsmann gesucht
- 2003: Jagd auf den Flammenmann
- 2003: Der alte Affe Angst
- 2003: Zwei Tage Hoffnung
- 2003: Jennerwein
- 2003: Schussangst
- 2003: Tigeraugen sehen besser
- 2003: Der Mörder ist unter uns – Der Fall Gehring
- 2003: Herr Lehmann
- 2004: Scheidungsopfer Mann
- 2004: Mörderische Suche
- 2004: Schöne Witwen küssen besser
- 2005: Die Patriarchin
- 2006: Franziskas Gespür für Männer
- 2006: Tatort – Schlaflos in Weimar
- 2006: Lapislazuli – im Auge des Bären
- 2006: Kommissar Stolberg – Kreuzbube
- 2006: SOKO Rhein-Main – Schuld und Sühne
- 2006: Polizeiruf 110 – Die Lettin und ihr Lover
- 2007: Die Verzauberung
- 2007: Die Zürcher Verlobung – Drehbuch zur Liebe
- 2007: Unter Verdacht – Hase und Igel
- 2007: Der Staatsanwalt – Glückskinder
- 2008: Die Anwälte – Leben und Tod
- 2008: Das jüngste Gericht
- 2008: Tatort – Liebeswirren
- 2008: Das Geheimnis im Wald
- 2008: Todsünde
- 2009: Inglourious Basterds
- 2011: The Green Hornet
- 2011: Wasser für die Elefanten (Water for Elephants)
- 2011: Die drei Musketiere (The Three Musketeers)
- 2011: Der Gott des Gemetzels (Carnage)
- 2012: Django Unchained
- 2013: Epic – Verborgenes Königreich (Epic, Stimme)
- 2013: The Zero Theorem
- 2014: Muppets Most Wanted
- 2014: Kill the Boss 2 (Horrible Bosses 2)
- 2014: Big Eyes
- 2015: James Bond 007: Spectre (Spectre)
- 2016: Legend of Tarzan (The Legend of Tarzan)
- 2017: Tulpenfieber (Tulip Fever)
- 2017: Downsizing
- 2019: Alita: Battle Angel
- 2019: Georgetown (auch Regie)
- 2020: Most Dangerous Game
Auszeichnungen
- 2010 - Oscar: Bester Nebendarsteller in "Inglourious Basterds"
- 2013 - Oscar: Bester Nebendarsteller in "Django Unchained"
- 2011 - Boston Society of Film Critics Awards: Bestes Schauspielensemble in "Der Gott des Gemetzels"
- 2014 - Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
- 2014 - Stern auf dem Hollywood Walk of Fame in Los Angeles (6667 Hollywood Boulevard) in der Kategorie Film
- 2016 - Goldene Schallplatte im Hörbuch-Award für das Hörbuch Ernst W. Gombrich: Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser: Von den Anfängen bis zum Mittelalter
Literatur
- Gernot Wolfson: Christoph Waltz. Die exklusive Biografie. riva, München 2013, ISBN 978-3-86883-329-4.
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München • Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 1076.