Urs Odermatt (* 1955) ist ein Schweizer Regisseur, Autor und Herausgeber.
Leben
Nach mehrjähriger Tätigkeit als freier Journalist, Filmkritiker und Fotograf absolvierte Odermatt eine Ausbildung zum Filmregisseur und Drehbuchautor bei den beiden polnischen Altmeistern Krzysztof Kieślowski und Edward Żebrowski. Er arbeitet in Deutschland und der Schweiz als Regisseur für Film, Fernsehen und Theater. Im Jahr 1990 gründete er mit dem Kameramann Rainer Klausmann die Produktionsfirma Nordwest Film AG.
Odermatt (* 28. Februar 1955 in Stans, Kanton Nidwalden) ist der Sohn des Nidwaldner Fotografen Arnold Odermatt und veröffentlicht seit 1993 das Werk seines Vaters. Bei den Recherchen für seinen Spielfilm "Wachtmeister Zumbühl" stiess er 1992 auf das Fotoarchiv seines Vaters und fasste die Arbeiten in den Sammlungen Meine Welt, Karambolage, Im Dienst und In zivil zusammen.
Odermatt lebt und arbeitet in Windisch in der Schweiz.
Stil
Odermatt arbeitete an zwei der verrücktesten Folgen von Tatort (Ein Hauch von Hollywood) und Polizeiruf 110 (Kleine Dealer, große Träume) mit, die mit ihrer "gelungenen Mischung aus Ernsthaftigkeit und intelligentem Humor, die eine wohltuende Abwechslung zum Einerlei der Krimiserien darstellt" (Stern 25/1996), mit einer "kuriosen Ansammlung verrückter Figuren (...), die den realistischen Hauptfiguren eine groteske Tapete als Hintergrund geben" (FAZ, 17. Juni 1996), voll durchstarteten. "So viel böser Humor war eine Seltenheit im Krimi-Genre" (Der Spiegel 24/1996).
"Gekauftes Glück" galt 1989 bei Presse und Kinopublikum als einer der erfolgreichsten Autorenfilme der Schweiz. Die Kritiker lobten die "sorgfältige Choreographie der Bilder, die sich wohltuend von der üblichen Geschwätzigkeit der Autorenfilme in deutscher Sprache abhebt" (Frankfurter Rundschau, 11. März 1989).
"Wachtmeister Zumbühl" war beunruhigend in seiner klaustrophobischen Darstellung der geschlossenen Gesellschaft eines kleinen Dorfes, in dem jeder jeden und alle seine Angelegenheiten kennt, "die Welt in einem Wassertropfen" (Krzysztof Kieślowski).
Filmografie
- 1985 – Besuch bei der alten Dame (Kurzfilm)
- 1986 – Rotlicht! (Spielfilm)
- 1988 – Gekauftes Glück (Spielfilm)
- 1990 – Der Tod zu Basel (Fernsehfilm, nach einem Drehbuch von Markus Kutter)
- 1991 – Gesichter der Schweiz. Rätoromanischer Beitrag zu einem dokumentarischen Episodenfilm. Zusammen mit Kurt Gloor, Francis Reusser, Claude Goretta, Hans-Ulrich Schlumpf, Nicolas Gessner, Thomas Koerfer u. a.
- 1991 – Lopper (Dokumentarfilm, aus historischem Filmmaterial von Arnold Odermatt über den Bau der ersten Schweizer Autobahn am Acheregg und am Lopper)
- 1994 – Wachtmeister Zumbühl (Spielfilm), ISBN 3-7165-0960-4, Colosseum Records CD CST 34.8050 LC 3387
- 1996 – Polizeiruf 110: Kleine Dealer, große Träume (Fernsehfilm)
- 1996 – Zerrissene Herzen (Fernsehfilm)
- 1997 – Lisa Falk: Der letzte Besucher (Fernsehserie)
- 1997 – Lisa Falk: Ein ganz einfacher Fall (Fernsehserie)
- 1998 – Tatort: Ein Hauch von Hollywood (Fernsehfilm)
- 2009 – Mein Kampf (Spielfilm, frei nach dem gleichnamigen Theaterstück von George Tabori, mit Tom Schilling und Götz George)
- 2011 – Der böse Onkel (Spielfilm, nach dem gleichnamigen Theaterstück von Urs Odermatt)
- 2017 – Achtung! Casting (Experimentalfilm – Casting als performative Installation)
Auszeichnungen
- 1993 – Andorra, von Max Frisch. Neues Theater, Halle (Saale).
- 1995 – Seid nett zu Mr. Sloane, von Joe Orton. Kleines Theater, Bonn.
- 1998 – Der Krüppel von Inishmaan, von Martin McDonagh. Oldenburgisches Staatstheater. Deutsche Erstaufführung.
- 2000 – Hautnah, von Patrick Marber. Oldenburgisches Staatstheater.
- 2001 – Der Ignorant und der Wahnsinnige, von Thomas Bernhard. Oldenburgisches Staatstheater.
- 2002 – Die Bauchgeburt, von Rolf Kemnitzer. Saarländisches Staatstheater, Saarbrücken. Uraufführung.
- 2002 – Der böse Onkel, von Urs Odermatt. Theater Reutlingen. Uraufführung.
- 2004 – Hexenjagd, von Arthur Miller. Freilichtspiele Chur.
- 2005 – Trainspotting, von Irvine Welsh. Theater St. Gallen. Schweizer Erstaufführung.
- 2005 – Dieses. Kleine. Land., von Alfred Gulden. Saarländisches Staatstheater, Saarbrücken. Uraufführung, ISBN 3-938823-02-X.
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